Kindergarten: Der Abschied von der „Tante“

Peter-Pelinka-Kommentar

© Bild: NEWS/Herrgott Ricardo

Alle Experten sind sich einig: fast die wichtigste Stufe auf der Bildungsleiter ist die im Kindergarten. Entsprechend gehört sie aufgewertet – vor allem Ausbildung und Bezahlung der einstigen „Tanten“.
Bis vor gar nicht so langer Zeit stimmte ja das Klischee: die „Tanten“ in den Kindergärten hatten möglichst nette Aufpasserinnen für jene Kleinen ab drei oder vier Jahren zu sein, welche das Pech hatten, nicht daheim von Mama oder Oma betreut werden zu könnnen.  Dieses Klischee stimmt heute maximal noch „am Land“.   In den Städten haben längst Kindergartenpädagoginnen die „Tanten“  abgelöst. Zumindest was ihre Bedeutung betrifft: kein Experte zweifelt mehr daran, dass die erste (nicht die „unterste“) Stufe der Bildungspyramide wesentlichen Einfluss darauf hat, welche Chancen Max und Ali, Anna und Svetlana im weiteren Leben haben werden.  Das hängt nicht nur davon ab, wie rasch und gut sie die Sprache(n) oder andere Bildungsgüter beherrschen, sondern auch, wie leicht sie sich in Gruppen tun. Integration gehört rechtzeitig gelehrt und gelernt, nicht nur jene der Migranten. Am besten auch durch ein zusätzliches zweites verpflichtendes Vorschuljahr.
Die Güte der Ausbildung hängt natürlich auch von der Ausbildung und Bezahlung der Kinderpädagoginnen ab – die  weibliche Form der Berufsbezeichnung spiegelt die Realität wider: noch immer gibt es viel zu wenig Männer, welche den Beruf ergreifen. Wohl auch eine Folge des niedrigen Verdienstes: in Kindergärten werden für Berufsanfänger anfangs zwischen 1641 (Vorarlberg) und 2055 Euro (Wien) bezahlt – brutto. Und das für einen 40-Stunden-Job mit in jeder Hinsicht riesigen Verantwortung.  Es mangelt nicht nur an direkter Anerkennung mittels besserer Bezahlung, sondern auch an indirekter Hilfe: kleinere Kindergruppen, mehr Personal, generell mehr und vor allem ganztägige Kindergartenplätze. Und es mangelt – inzwischen fast nur noch in Österreich – an einer universitären Ausbildung für die ehemaligen „Tanten“, welche heutzutage  mindesten ebenso viel zu leisten haben wie Lehrer oder Professoren.